
Markus Dorfmüller
Koloniales Hamburg
„Wer immer bis zu diesem Tage den Sieg davontrug, der marschiert mit in dem Triumphzug, der die heute Herrschenden über die dahinführt, die heute am Boden liegen. Die Beute wird, wie das immer so üblich war, im Triumphzug mitgeführt. Man bezeichnet sie als Kulturgüter. Sie werden im historischen Materialisten mit einem distanzierten Betrachter zu rechnen haben. Denn was er an Kulturgütern überblickt, das ist ihm samt und sonders von einer Abkunft, die er nicht ohne Grauen bedenken kann. Es dankt sein Dasein nicht der Mühe der großen Genien, die es geschaffen haben, sondern auch der namenlosen Fron ihrer Zeitgenossen. Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist es auch der Prozess der Überlieferung nicht, in der es von dem einen an den anderen gefallen ist.“ Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, These VII
„Coffeeplaza“ der Neumann Gruppe mit Kaffeebohne. Die Neumann Kaffee Gruppe mit einem Umsatz von 2,4 Mrd. USD und Sitz in der Hafencity Hamburg, hat 2001 ihre Plantage in Mubende/Uganda nach der Vertreibung von 2000 Menschen durch das ugandische Militär erworben.
Speicherstadt, Pickhuben
Sumatrakontor, Hafencity
Überseeboulevard mit Fotoausstellung “Colours of Humanity”, Fortsetzung der Völkerschau mit anderen Mitteln.
Überseeboulevard mit Fotoausstellung “Colours of Humanity”, Fortsetzung der Völkerschau mit anderen Mitteln.
Eventeingang „Kitavi“ Hagenbecks Tierpark. Die Familie Hagenbeck stellte ab 1875 Menschen aus den Kolonien in sogenannten Völkerschauen aus.
Columbus Haus, Hafencity
Statue Vasco Da Gama am Eingang der Speicherstadt
Laeiszhof und Reederei Hamburg Süd, Willy-Brandt-Straße. Der Handel mit Süd- und Mittelamerika hatte große Bedeutung für Hamburger Unternehmen. Auch nach der Selbstständigkeit vieler Staaten im 19. Jahrhundert prägten die über lange Zeit etablierten Strukturen die Handelsbeziehungen grundlegend. Die Reederei F. Laeisz war im Salpeterhandel mit Chile tätig, aber auch im Handel mit Afrika. Die Afrikanische Frucht Company baute die „Kamerun-Bananen“ an und importierte sie bis zum Zweiten Weltkrieg.
Donner & Reuschel Bank, Ballindamm 27. Conrad Hinrich Donner gehörte um 1900 zu den zwanzig reichsten Männern der Welt. Sein Reichtum gründet sich auf Kolonialgeschäfte seiner Vorfahren, die ab 1798 vor allem Zucker, Kaffee und Tabak importierten, später auch Petroleum, Kautschuk und Baumwolle.
Handelskammer Hamburg. In ihrer „Denkschrift über die deutschen Interessen in West-Afrika“ von 1883 wünscht die Handelskammer Hamburg vom Deutschen Reich eine Ausschaltung der Konkurrenz der westafrikanischen Händler durch Verträge mit regionalen Oberhäuptern und die Stationierung der kaiserlichen Kriegsmarine. So soll es den Hamburger Händlern möglich gemacht werden, ihre Produkte auch im Landesinneren gewinnbringend zu tauschen.
Gummifabrik Phoenix AG in Hamburg-Harburg. Harburg war um 1900 der größte Verarbeitungsstandort von tropischem Naturkautschuk in Europa.
Gebäude der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, Nartenstraße in Hamburg-Harburg
Konferenzraum im ehemaligen Unilever-Haus, Dammtorwall 15. Die Unilever gegründet 1929, als Zusammenschluss verschiedener pflanzenölverarbeitender Unternehmen.
Grabstelle Gottlieb Leonhard Gaiser, gest. 28.12.1892. Gaiser hatte Niederlassungen und Plantagen in Westafrika, von wo er Palmölkerne importierte und in der eigenen Fabrik in Harburg zu Öl verarbeitete.
Diorama im Museum für Hamburgische Geschichte„Kolonialpolitik mit Unterstützung der Marine“ mit Vollschiff „La Rochelle“ der Reederei Godeffroy und Kreuzerkorvette „Marie“ der Kaiserlichen Marine auf der Reede von Apia/Samoainsel Upolu“. (Ausschnitt)
Villa Godeffroy im Hirschpark in Blankenese. Der Kaufmann und Reeder Johann Caesar VI. Godeffroy, auch genannt „König der Südsee“, hatte besonders in Polynesien ein weitverzweigtes Handelsnetz errichtet, das ein wichtiger Bestandteil deutscher Kolonialpolitik war.
Grabstein Viktor Franke, Ohlsdorfer Friedhof. Franke kam 1896 als Oberstleutnant nach Deutsch-Südwestafrika und verließ die Kolonie 1914 als letzter Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppen.
Grabstelle Gustav Adolf Graf von Goetzen, gest. 1.12.1910, Ohlsdorfer Friedhof. Kaiserlicher Gouverneur von Deutsch-Ostafrika und Kommandeur der Schutztruppe 1901 – 1906. Im Maji-Maji Krieg mit mindestens 100.00 afrikanischen Toten starben durch die Kriegsführung der „Verbarnnten Erde“ tausende Einheimische an Hunger und bei Plünderungen.
„…. und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“ Psalm 90 X. Grabstein von Carl Woermann, gest. 25.7.1880, auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Afrikahaus, Große Reichenstrasse 27, Kontorhaus von Handelsgesellschaft und Reederei Woermann.
Modell des Hamburger Hafens mit Petersenkai, erstellt für die Weltausstellung in Paris 1900. Der Petersenkai gehörte von 1904 bis 1914 der Reederei Woermann. Von hier wurden Waren und Soldaten nach Afrika verschifft. Insgesamt 73 Truppentransporte wurden am Petersenkai unter reger Anteilnahme der Hamburger Bevölkerung abgefertigt.
Chilehaus, erbaut 1921 von Henry Barens Sloman. H.B. Sloman, auch genannt der „Salpeterbaron“, galt 1912 als der reichste Mann Hamburgs. Sein Vermögen hatte er im Handel mit Salpeter aus Chile erlangt. Dieser wurde u.a. in seinen Minen unter brutalster Ausbeutung abgebaut.
Eingang Sloman-Haus, Baumwall 3, erbaut 1908, Hauptsitz der Reederei Rob. M. Sloman
Asia-Haus, Willy-Brandt-Straße 49, erbaut für den Schiffsmakler Theodor Lind im Jahr 1900 der Niederschlagung des Boxeraufstands in China.
Gedenkplatte an die deutschen Gefallenen der Kolonialkriege in China und Afrika im Hamburger Michel.
Relief im Museum für Hamburgische Geschichte zum Gedenken an die Ehrenbürgerschaft 1901 von Graf Alfred von Waldersee. 1900/01 erhielt er den Oberbefehl über die europäischen Interventionstruppen zur Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China. Er führte diverse Strafexpeditionen gegen Beteiligte des Boxeraufstands durch.
Denkmal für Hans Dominik, Offizier der kaiserlichen Schutztruppen in Kamerun und Kriegsverbrecher, stand bis 1968 vor dem Hauptgebäude der Universität Hamburg.
Hauptgebäude der Universität Hamburg, ehemals HamburgischesKolonialinstitut (1908-1918).
Denkmal für Hermann von Wissmann, ursprünglicher Standort Dar es Salaam in Tansania, ab 1922 im Garten des Universität Hamburg, die 1919 aus dem Hamburgischen Kolonialinstitut hervorgegangen ist, aufgestellt. Herrmann von Wissmann war Reichskommissar und Befehlshaber der paramilitärischen „Wissmanntruppe“, mit der die Aufstände der Küstenbevölkerung in der Kolonie Deutsch-Ostafrika niedergeschlagen wurden.
Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld, heute Wohnheim der Helmut-Schmidt-Universität. Über allen Hauseingängen befinden sich Medaillons mit Kolonialoffizieren, hier Hermann von Wissmann.
Zweiteiliges Kriegerdenkmal zur Ehrung der Schutztruppen in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, ursprünglich rechts und links des Eingangs der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld, eingeweiht 13. August 1939. Dargestellt sind afrikanische Lastenträger und ein Askari-Soldat auf der linken Seite und Askari und ein deutscher Offizier auf der rechten Seite. In den Kämpfen gegen die alliierten Truppen kamen zwischen 1914 und 1918 etwa eine halbe Million Menschen, vorwiegend afrikanische Zivilisten, durch Kriegseinwirkungen ums Leben. Beide Denkmäler entstanden nach Entwürfen von Walter von Ruckteschell (1882-1941).
Zweiteiliges Kriegerdenkmal zur Ehrung der Schutztruppen in der Kolonie Deutsch-Ostafrika, ursprünglich rechts und links des Eingangs der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld, eingeweiht 13. August 1939. Dargestellt sind afrikanische Lastenträger und ein Askari-Soldat auf der linken Seite und Askari und ein deutscher Offizier auf der rechten Seite. In den Kämpfen gegen die alliierten Truppen kamen zwischen 1914 und 1918 etwa eine halbe Million Menschen, vorwiegend afrikanische Zivilisten, durch Kriegseinwirkungen ums Leben. Beide Denkmäler entstanden nach Entwürfen von Walter von Ruckteschell (1882-1941).
Am 8. Mai 1955 wird das „Deutsch-Ostafrika-Gedächtnismal“ auf dem Grundstück der Familie Bismarck in Friedrichsruh in Anwesenheit von Ministerpräsidenten Kai-Uwe von Hassel und 500 Angehörigen der ehemaligen Schutztruppen eingeweiht. Dargestellt ist der Kommandeur der Schutztruppen in Deutsch-Ostafrika Paul von Lettow-Vorbeck, Prototyp des verbrecherischen deutschen Kolonial-Offiziers. Er nahm 1900/01 an der Niederschlagung des Boxeraufstands, 1904-06 am Völkermord an den Herero und Nama teil und zog 1914-18 als Kommandeur der Schutztruppen marodierend durch Ostafrika.
Im Jahr 1884 lädt Reichskanzler Bismarck die europäischen Staaten zur Kongokonferenz nach Berlin. Hier werden wesentliche Entscheidungen zur Aufteilung Zentralafrikas unter den europäischen Kolonialmächten getroffen. 1906 ehrt die Stadt Hamburg Otto von Bismarck mit dem größten Bismarck-Denkmal in Deutschland.
Die Kritik der Kolonialgeschichte Hamburgs wurde
erst durch die kontinuierliche kritische Arbeit
Vieler möglich. Einige möchte ich nennen.
Schwarze Frauen in Deutschland: ADEFRA,
May Ayim, Hannimari Jokinen, Heiko Möhle,
Fatima El-Tayeb, Uwe Timm, Arbeitskreis Hamburg
Postkolonial, Noah Sow, Initiative Schwarze
Menschen in Deutschland: ISD, Henning Melber,
Jürgen Zimmerer, Theodor Wonja Michael, Anke
Schwarzer, Daniel Kwame Manwire.
Und Anh, Soufiane, Tatiana, Felix, Ines, die mir
seit vielen Jahren immer wieder mein Verständnis
weiten.
Ohne sie wäre mein fotografisches Projekt zu
den kolonialen Einprägungen in diese Stadt nicht
möglich gewesen.






