Roman Bezjak

Der Mundsburg Komplex

Die Mundsburg galt – wie viele Bauwerke der Moderne – lange Zeit als Störstelle im Stadtbild. Heute erscheint sie in einem neuen Licht. Angesichts wachsender sozialer Spaltungen und fortschreitender Verdrängung erinnert sie an eine Ära, in der Stadt als kollektiver, für alle zugänglicher Raum verstanden wurde. Die einst ungeliebte Moderne erfährt vielerorts eine stille Rehabilitierung – nicht zuletzt durch die Arbeit von Fotograf*innen, die in ihren Bildern nicht nur die formale Strenge, sondern auch die gesellschaftliche Vision dieser Architektur sichtbar machen wollen.
Jahrzehnt: 2010-2019
Bezirk: Hamburg-Nord
Während der Operation Gomorrha im Juli 1943 wurde das Gebiet rund um die Hamburger Straße in Barmbek-Süd Ziel verheerender Bombardements. Das vormals dicht bebaute Quartier aus der Gründerzeit wurde nahezu vollständig zerstört. Die totale Verwüstung hinterließ eine urbane Leerstelle, die erst Jahrzehnte später – Anfang der 1970er-Jahre – mit dem Mundsburg-Komplex neu interpretiert und bebaut wurde. Der Komplex markiert einen radikalen Bruch in der architektonischen Geschichte Hamburgs. Er verkörpert den Geist der Nachkriegszeit, in der Architektur als Werkzeug gesellschaftlicher Erneuerung gedacht wurde. Gebaut im Stil des Brutalismus – mit monumentalen Volumen in modularen Formen – wurde die Anlage zum Ausdruck einer urbanen Vision: Hochhäuser für Wohnen und Arbeiten, das größte innerstädtische Einkaufszentrum der Bundesrepublik und eine Verkehrsführung, die als Zeichen des Fortschritts das Automobil in den Mittelpunkt stellte.
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Roman Bezjak
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