Sabine Bungert und Stefan Dolfen

Der Raum ist der dritte Lehrer

Schulräume sind Lebensräume und in ihnen verbringen Schüler lange und wichtige Jahre, in denen Prägung und Sozialisation stattfinden. Die Reggio-Pädagogik misst der Gestaltung von Schulräumen eine enorm hohe Bedeutung zu. Ihr Mitbegründer und visionärer Leiter Loris Malaguzzi prägte den Begiff „Der Raum ist der dritte Lehrer“.
Der muffige Umkleideraum, die Aula mit den riesigen Türen, die Turnhalle mit Medizinbällen und blauen Gummimatten, das frisch gebohnerte Linoleum auf den Schulgängen, zerkratzte Tischplatten, Kaugummi unter den Holzstühlen und Graffities in den Waschräumen. Wer an seine Schulzeit denkt, erinnert sich an Bilder von Räumen, Oberflächen, Objekten und Gerüchen. Schulräume sind Lebensräume und in ihnen verbringen Schüler lange und wichtige Jahre. Jahre, in denen Prägung und Sozialisation stattfinden. Sabine Bungert und Stefan Dolfen haben fünf Hamburger Schulen aus verschiedenen architektonischen Epochen der letzen 100 Jahre ausgewählt. Die Bandbreite reicht vom ältesten Gymnasiums Hamburgs, der Gelehrtenschule des Johanneums (1914, Fritz Schumacher) und der Grundschule Mendelssohnstraße (1953-1965, Paul Seitz,) über das Christianeum (1971, Arne Jacobsen und Otto Weitling) und die Stadtteilschule Mümmelmannsberg (1972, Graaf & Schweger mit Jacob Bakema und Jos Weber) bis hin zur Stadtteilschule Lurup (2020, Behnisch Architekten). Die beiden Fotografen konzentrieren sich auf die Atmosphäre der Lernorte, die durch die Gestaltung von Räumen, Oberflächen und Materialien und durch das Aufeinandertreffen von Farben und Formen erzeugt wird. Enstanden ist ein umfangreiches Kaleidoskop, das neben architektonischen Konzepten auch immer einen Blick auf die jeweils geltenden pädagogischen Ideale bietet. Zudem zeigen sich spannende Brüche zwischen gestern und heute. Durch die Raumgestaltung, bzw. Raumumgestaltung, die sich aus der Nutzung entwickelt und sich im Laufe der Jahre beiläufig ergibt, sowie die Nutzung und Abnutzung von Mobiliar, Wänden und Böden, verdichten sich verschiedene Ebenen zu unerwarteten Perspektiven, die zum einen beispielhaft für die jeweilige Zeit und ihre Architektur stehen, gleichzeitig aber auch auf neue Lernkonzepte schließen lassen und nicht zuletzt Raum für persönliche Erinnerungen schaffen. * Die Reggio-Pädagogik misst der Gestaltung von Schulräumen eine enorm
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